Alltagsradwegenetz im Landkreis Landsberg
Mit dem Rad zur Arbeit-aber wie? Rot sind bereits bestehen. Die hellblau gestrichelten Linien zeigen die Alltagsradwege, die noch gebaut werden sollten, um mehr Menschen dazu zu bringen, mit dem Rad zur Arbeit oder zum Einkaufen zu fahren.
Landkreis – Radfahren „verbrennt Fett und spart Geld“.
So wirbt manch Kommune für den Umstieg auf den Drahtesel. Ein weiterer Pluspunkt für denjenigen, der das Auto für den Arbeitsweg oder den Weg zum nächsten Supermarkt in der Garage lässt: Er ist umweltbewusst unterwegs. Da im Landkreis der ÖPNV vor allem im ländlichen Bereich nicht wirklich zum Ziel führt, ist das Rad das Mittel der Wahl. Um Pendlern den Weg zur Arbeit per Fahrrad schmackhaft zu machen, erstellt der Landkreis ein Konzept für den Alltagsradverkehr. Das Wort „Alltag“ meint dabei vor allem direkte und gut ausgebaute, asphaltierte Radwege – um sicher zur Arbeit und zum Einkaufen strampeln zu können. Die Theorie für dieses Alltagsradwegenetz liegt jetzt vor. Die Umsetzung wird aber noch dauern.
Rainer Mahl, Sachgebietsleiter Kreisentwicklung und Wirtschaftsförderung im Landratsamt, weiß, dass der Radwegeausbau schleppend läuft. Seit 2016 baue man das Radwegenetz auf Basis der Vorschläge des ADFC aus. Von den inzwischen vorliegenden 34 Maßnahmen habe man bis dato zehn umsetzen können, berichtet Mahl im Kreisausschuss vergangene Woche. Meist gebe es jedoch zähe Grundstücksverhandlungen, manchmal erschwere auch der Naturschutz den Neu- oder Ausbau eines Weges – wie zum Beispiel die Wildbienen auf dem Radweg nach Kaufering, der deshalb nicht asphaltiert wird.
Auch finanziell ist der Radwegeausbau eine Herausforderung. Seit 2019 hat der Landkreis drei Wege mit gut 115.000 Euro mitfinanziert. Dabei wird auch immer nach möglichen Förderungen seitens Bund oder Freistaat gesucht. Allerdings ist das Förderprojekt des Bundes „Stadt und Land“, bei dem Bayern ganze 93 Millionen Euro erhalten hat, bereits ausgeschöpft, weiß Sachgebietsleiter Mahl. Es gebe aber andere Programme, die angezapft werden könnten. Beispielsweise im Rahmen des Bayerischen Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes, oder auch „eine Förderung vom Projektträger Jülich für investive Klimaschutzmaßnahmen“.
Bereits 2006 hatte der Landkreis vom ADFC-Landesverband ein Radwegenetz erstellen lassen. Gemäß Klimaschutzkonzept werden aktuell dessen Lücken erfasst. Und das Netz soll um die Alltagsradwege erweitert werden. Der Freistaat hatte dem Landkreis aber, im Rahmen des Projektes „Radverkehrsprogramm Bayern 2025“, ein solches Netz vorgelegt – samt der Bitte, es zu prüfen und zu überarbeiten. Ziel des Freistaats ist, den Anteil des Radverkehrs von bisher elf auf 20 Prozent zu steigern. Eine Umsetzung dieser Maßnahmen wäre im Programm „Stadt und Land“ mit einem erhöhten Fördersatz von bis zu 80 Prozent möglich gewesen – wäre der Topf nicht schon leer.
Für die laut Mahl „komplexe Aufgabe“ der Überarbeitung des Alltagsradwegenetzes hatte das Landratsamt das Allgäuer Büro topplan beauftragt. Dessen Inhaber Andreas Ampßler fasste im Kreisausschuss die Anforderungen an ein Alltagsradwegenetz zusammen: Neben dem direkten, durchgängigen Weg, möglichst asphaltiert und ohne scharfe Kurven, seien auch sichere Abstellplätze wichtig. Problematisch sei es, wenn Fuß- und Radwege sich zu oft kreuzten. Deshalb gelte der Grundsatz, dass Radfahrer von Grund auf in die Verkehrsplanung mit einbezogen werden müssten. Das fertige topplan-Konzept, in Zusammenarbeit mit Kommunen, Nachbarlandkreisen, dem staatlichen Bauamt und auch der Unteren Tiefbaubehörde erarbeitet, zeigt unter anderem einen massiven Mangel an Alltagsradwegen zwischen Landsberg und dem Ammersee. Vor allem zwischen Pürgen oder Schwifting Richtung Seen gibt topplan zahlreiche Radwege als „Wunschlinie/Vision“ an. So gibt es beispielsweise auf der Straße nach Utting über Hofstetten keine Verbindung, die als Alltagsradweg zählen könnte. Denn seien für Freizeitradwege Aspekte wie Rastplätze und Sehenswürdigkeiten wichtig, zähle beim Alltagsradweg die schnelle, durchgängige und sichere Verbindung der Hauptorte, die zudem ganzjährig nutzbar sein soll – also inklusive Winterdienst. Die Anzahl der in Planung befindlichen Wege ist, laut Entwurf von topplan, im Vergleich zu den „Wunschlinien“ in dieser Region gleich null. Laut Mahl stehen landkreisweit aber aktuell 24 Maßnahmen auf der Agenda.
Das Konzept liegt jetzt beim Verkehrsministerium, das die Vorschläge von einem externen Büro ganz real abfahren lässt – was aber zwei Jahre dauern wird. Um den Ausbau zu beschleunigen und mögliche Anträge auf Zuschüsse bereits vorbereiten zu können, werde man das Konzept demnächst auch dem staatlichen Bauamt und den Gemeinden als Planungsgrundlage zukommen lassen, so Mahl.
Derweil baue man das Radwegenetz sukzessive weiter aus, verspricht Sachgebietsleiter Mahl. Und die Alltagsradwege stünden dabei im Fokus. Man habe bereits eingeteilt, welche Maßnahmen dringend notwendig sind und welche noch warten können – und müssen. Kreisbote Landkreis Landsberg, von Susanne Greiner