Mehr Miteinander zwischen Traktor und Fahrrad im Kreis Landsberg

Spätestens wenn die Ernte beginnt, wird es auf den Feldwegen im Landkreis wieder eng. Eine Aktion des Bayerischen Bauernverbands wirbt für mehr Rücksichtnahme.

Rad und Traktor
Pürgen macht den Vorreiter: Das neue Piktogramm ist bereits angebracht. Das Foto zeigt (von links) Martin Baumeister (ADFC), Kreisbäuerin Rita Behl, Elisabeth Ruile (Kreisvorstand Bauernverband), Bürgermeister Wilfried Lechler, Johann Drexl (Kreisobmann Bauernverband), Zweiter Bürgermeister Simon Bernauer, Marlies Dirr (stellvertretende Kreisbäuerin) und Bernhard Drexl (stellvertretender Kreisobmann Bauernverband). © ADFC Martin Baumeister

Bayerischen Bauernverbands wirbt für mehr Rücksichtnahme.

LANDKREIS LANDSBERG

Nicht erst seit Corona sind im Sommer viele Radfahrer unterwegs – aber es wurden in der Pandemie noch viel mehr. Und natürlich sucht man auf zwei Rädern die Wege abseits der großen Straßen. Dort allerdings kommt es leicht zu Konflikten mit den Landwirten und ihren Traktoren. Jetzt hat der Bayerische Bauernverband eine neue Aktion gestartet, und die Gemeinde Pürgen macht den Vorreiter im Landkreis Landsberg.

Der asphaltierte Wirtschaftsweg führt aus Pürgen hinaus, unter der Umgehungsstraße hindurch auf die Felder. Beliebt ist er bei den Radfahrern – und wichtig für die Landwirte. Jetzt werden beide Seiten mit einem Piktogramm mit Schriftzug dazu aufgefordert, mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen. „Eingeweiht“ wurde dieses neue Hinweiszeichen mit Vertretern des ADFC, des Bauernverbands, Kreis Landsberg, und den Gemeindevertretern von Pürgen. 

Der ADFC gibt Verhaltensregeln aus

Das Problem zwischen Landmaschinen und Radfahrern sei schon lange bekannt, sagte der Vorsitzende des ADFC Landsberg, Martin Baumeister. Ihm sei kein schwerwiegender Unfall bekannt, der den Ausschlag für diese Aktion gegeben habe, „aber so soll das Radfahren noch sicherer gemacht werden“. Vonseiten des ADFC gebe es extra Verhaltensregeln, die unter anderem beinhalten, dass „bei einer durchgehend schmalen Straße gegenseitige Rücksichtnahme“ vonnöten sei.

Und genau an diese Rücksichtnahme soll das Piktogramm erinnern, erklärte Pürgens Bürgermeister Wilfried Lechler. „Es soll ein gutes Miteinander und kein Gegeneinander sein“, so der Gemeindechef, der sich freute, in dieser Sache Vorreiter sein zu dürfen. „Eigentlich“, so sein Stellvertreter Simon Bernauer, sollte dies eine Selbstverständlichkeit sein, „aber wir geben noch mal einen kleinen Denkanstoß.“

Schablone wird an Gemeinden im Kreis Landsberg ausgegeben

Wie Thomas Kölbl, Geschäftsführer des Bauernverbands im Kreis Landsberg, erklärte, werde die Schablone für das Piktogramm unter den Gemeinden weitergereicht. Aktuell werde sie noch in Pürgen genutzt, da noch weitere Wege gekennzeichnet werden sollen, dann könnte sich die nächste Gemeinde die Vorlage abholen.

Das soll über die jeweiligen Ortsbauern oder -bäuerinnen geschehen“, erklärte Kreisbäuerin Rita Behl. „Vor Ort wissen es die Landwirte und die Gemeinden am besten, wo diese Hinweise sinnvoll sind.“ Gedacht seien sie rein für Wirtschaftswege.

Landwirte wollen brenzlige Situationen vermeiden

Was zunächst als Hilfe für Radfahrer erscheint, kommt auch den Landwirten
zugute. „Für uns ist es auch nicht einfach, beispielsweise einen Radfahrer zu überholen“, sagte Kreisobmann Johannes Drexl. Mit dem Traktor sei es nicht immer möglich, in die angrenzenden Felder auszuweichen. „Als die Flurbereinigung stattgefunden hat, waren die Traktoren noch kleiner“, erinnert er – jetzt reiche die Breite der Wege oft nicht mehr aus.

Umso wichtiger sei dieses rücksichtsvolle Miteinander. „Man traut sich manchmal gar nicht zu überholen, wenn etwa ein E-Bike mit 20 Stundenkilometern vor einem fährt“, schilderte Johann Drexl die Probleme der Landwirte. Zwar seien die Traktoren heute bedeutend schneller, doch er rate allen seinen Bauern ab, das auf den Feldwegen auszureizen. „Man muss einfach die richtige Balance finden“, appellierte er an beide Seiten.

Auch mal absteigen und zur Seite gehen

Martin Baumeister begrüßte die Aktion. „Wir arbeiten daran, das Radwegenetz weiter auszubauen“, sagte er – und gerade auf den Wegen, die im Landkreis-Radwegenetz markiert seien, sei die Anbringung der Hinweise sinnvoll. Und dieses Miteinander beinhalte auch, dass Radfahrer einfach mal absteigen, auf die Seite gehen, und die Traktoren passieren lassen.
Augsburger Allgemeine, von Margit Messelhäuser

 


https://landsberg-am-lech.adfc.de/neuigkeit/mehr-miteinander-zwischen-traktor-und-fahrrad-im-kreis-landsberg

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    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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